Die Briefe
Auffallenderweise sind alle Schriften des Neuen Testaments, die man als »Lehrbücher« bezeichnen könnte, Briefe oder briefartige Schreiben. Sie werden in zwei Gruppen eingeteilt: »Paulusbriefe« (inklusive der so genannten »Pseudepigraphen«, d.h. Schriften, die unter dem Namen des Paulus von seinen Schülern verfasst worden sind) und »Katholische Briefe«. Die Schreiben an christliche Gruppen und Gemeinden aus der Feder des Paulus sind die ältesten Texte des Neuen Testamentes. Um das Jahr 50 schrieb er an die Thessalonicher. Erst ca. 20 Jahre später entstand das erste Evangelium (Markus). Paulus wird in 13 Briefen als Verfasser genannt. Einige wurden ihm jedoch wahrscheinlich nur zugeschrieben, um sie der Autorität des Apostels zu unterstellen (ein in der Antike oft zu beobachtendes Verfahren). Paulus legt in seinen Briefen bestimmten Gemeinden den Glauben an Jesus Christus – und was dieser Glaube bewirkt – ausführlich dar. Die Briefe beantworten auch Fragen zu Situationen, die die Christinnen und Christen im alltäglichen Leben zu bewältigen hatten. So erfahren wir aus den ihnen das Wesentlichste über die ersten christlichen Gemeinden, ihr Zusammenleben, die Gottesdienste und Ämter. In den Katholischen Briefen (katholisch = griechisch für »allgemein«, d.h. für die ganze Kirche bestimmt), die als Verfasser Petrus, Johannes, Jakobus und Judas nennen, geht es ebenfalls um Themen und Probleme der ersten christlichen Gemeinden: Darstellung des wahren Glaubens, Abwehr von falschen Lehren und die richtige Gestaltung des christlichen Lebens in der Gemeinde, der Familie, der Berufswelt und in der Gesellschaft.