Die Lehrbücher und Psalmen
Die Lehr- oder poetischen Bücher wurden erst in nachexilischer Zeit und damit relativ spät in den Kanon des Alten Testaments aufgenommen. Es handelt sich um die am wenigsten einheitliche Gruppe innerhalb der Bibel. Sie sollen in erster Linie der Belehrung, aber auch der Erbauung dienen. Die Bücher Ijob (Hiob), Sprichwörter (Sprüche) und Kohelet (Prediger) zählen zu einer Art von Schriften, die im Alten Orient allgemein verbreitet war und den Namen Weisheitsliteratur trägt. »Weisheit« bedeutet hier das Verstehen der Ordnung unserer Welt. Dabei verbinden sich Alltagserfahrungen mit dem Wissen um Gott. Solche »Weisheit« wird meist in kurzen einprägsamen Sprüchen von Lehrenden an Lernende weitergegeben. Deshalb werden die weisheitlichen Schriften auch »Lehrbücher« genannt. Sie können aber auch in kunstvolle dichterische Sprache gefasst sein wie etwa im Buch Ijob. Eine Sammlung von kurzen Sprüchen ist das Buch der Sprichwörter. Viele der dort behandelten Themen sind heute noch aktuell: Freundschaft, Arbeit, Familienleben und das Verhalten in der Gemeinschaft. Einige der Sprichwörter sind bis heute in Gebrauch. Das Buch Kohelet enthält die Lehren eines »Philosophen« (so treffender als die traditionelle Übersetzung mit »Prediger«), der darüber nachdenkt, worin der Sinn des Menschenlebens liegt, das oft so kurz und bedeutungslos erscheint. Der Verfasser bezweifelt, dass Menschen ihn überhaupt erfassen können, und kommt zu dem Schluss, dass nur Gott den Sinn aller Dinge kennt. Im Buch Ijob (Hiob) geht es um das Problem des Leidens: Wie kann der gute Gott das Leiden unschuldiger Menschen zulassen? Das Buch erzählt die Geschichte von Ijob, der durch eine Reihe von Schicksalsschlägen schwer geprüft ist. Im Gespräch mit seinen Freunden ringt er um die Lösung seiner Fragen. Die Antwort gibt Gott ihm durch die Offenbarung der Wunder seiner Schöpfung. Sie sollen Ijob zeigen, dass Gott in Weisheit regiert, auch wenn der Mensch sein Handeln nicht immer begreifen kann.Zwei Bücher in der Gruppe der »Lehrbücher« sind eigentlich eine Sammlung von Liedern: die Psalmen und das Hohelied. Im Hohelied sind Liebes- und Hochzeitslieder gesammelt. Der Psalter – wie das Buch der Psalmen auch genannt wird – umfasst Lieder und Gebete, die zum größten Teil im Gottesdienst Israels gesungen oder gesprochen wurden. Sie wurden lange mündlich weitergegeben. Als sie aufgeschrieben wurden, entstand eine Art »Gesang- und Gebetbuch« für die Gemeinde. Es gibt unterschiedliche Arten von Psalmen, je nachdem wer spricht (einzelne oder das Volk), wer angesprochen wird (Gott oder ein Mensch) und ob Klage oder Lob ausgedrückt wird.
Aus: Die Bibel