Die Prophetenbücher des Alten Testaments
Die Propheten verkünden eine Botschaft, die ihnen durch göttliche Eingebung oder Vision aufgetragen wurde. Erhalten geblieben sind ihre Worte, weil sie von ihnen selbst oder von ihren Schülern aufgeschrieben wurden. Die Propheten decken die Versäumnisse des Volkes und seiner Oberschicht auf und sie drohen dafür Gericht und schlimme Vergeltung an. Dank dem Wirken seiner Propheten konnte Israel auch in seinen politischen Katastrophen das Handeln Gottes erkennen. Doch mitten in ihren Gerichtsansagen findet sich bei den Propheten auch die Ankündigung künftigen Heils. Gott denkt nicht daran, sein Volk für immer zu verlassen. Er verheißt immer wieder eine neue Ordnung, einen neuen Bund (Jeremia 31) und sogar einen neuen König aus dem Hause Davids, der für Frieden und die erneute Hinwendung des Volkes zu Gott sorgen wird (z.B. Jesaja 11). Auch für die prophetischen Bücher gilt, dass sie Sammelwerke sind. In ihnen sind Prophetenworte zusammengestellt, deren Verfasser nicht in allen Fällen sicher zu ermitteln sind. In der Regel bezieht sich der über jedem Buch stehende Prophetenname nur auf den Anfangsteil der Sammlung. Den so genannten »echten« Sprüchen sind weitere hinzugefügt, die aus der gleichen Zeit stammten oder als Worte des betreffenden Propheten verstanden wurden. Die Entstehung dieser Sammlungen prophetischer Schriften hat man sich so vorzustellen, dass die Propheten ihre Botschaft zunächst mündlich einem wahrscheinlich begrenzten Personenkreis vortrugen, ehe die Worte von ihnen selbst oder von ihren Anhängern schriftlich aufgezeichnet wurden. Die vielfach poetische Gestalt der Sprüche kann ursprünglich sein; doch ist auch mit nachträglicher Stilisierung zu rechnen, um die Worte zu präzisieren oder dem Gedächtnis besser einzuprägen. Nach dem Umfang der Bücher unterscheidet man die Großen Propheten Jesaja, Jeremia und Hesekiel (auch Ezechiel genannt) von den Zwölf kleinen Propheten. Die Klagelieder Jeremias und das Buch Daniel sind später hinzugefügt worden.